Das Gedichtchen stammt aus meiner Studienzeit – Anfang der 70er Jahre in Berlin, als ich sehr verliebt war und verwirrt. Einiges davon findet sich in „Babels Berg“
Ein Apfelsinenmond lugt zwischen Ästen
Mit Frühlingsahnung kokettiert der Wind
Spielt mit dem S-Bahn-Rattern aus dem Westen
Er wirft mit Staub und macht uns beide blind.
Das schadet nichts, wer küsst braucht nichts zu sehen
Und zaust er unsre Haare noch so sehr:
Nur Wetterhähne lassen leicht sich drehen
Ein Liebespaar verträgt schon etwas mehr.
Wie ein begabter Maler mit scheinbar nur ein paar spontan platzierten Strichen, in Wahrheit mit beeindruckender Wort- und Bildvirtuosität, lässt du eine Situation der Intimität lebendig werden, in der ein Freiraum entsteht und bewahrt wird, wobei offen bleibt, ob das Drumherum bei all seiner Seduktivität unerreichbar bleibt oder die dramatis personae schlicht nicht interessiert. Sehr gelungen, Immo, Zugabe!