Der Unglücksrabe

Heute vor 25 Jahren wurde der Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze aufgehoben; ich war der DäDÄÄrr schon entronnen. Ein paar Jahre zuvor hatte ich – eine berühmte Bildergeschichte von Wilhelm Busch variierend – anliegende Verse geschrieben. Sie finden sich im letzten Kapitel des “Raketenschirm”

Hans Huckebein, Hans Huckebein, was springst du so herum?
Du hast die Schlinge um den Hals, der Schnaps, der macht dich dumm.
Du bist ein Unglücksrabe seit deinem ersten Krächzen
Und hast die seltene Gabe, nach deinem Tod zu lechzen.

Hans Huckebein, Hans Huckebein, was fielst du aus dem Nest
Du warst zu klein und neugierig und hieltest dich nicht fest.
Du suchst das Abenteuer, es wird dir schlecht bekommen
Die große Welt ist teuer und schont nicht mal die Frommen.

Hans Huckebein, Hans Huckebein, was schreist du denn so laut?
Du bist zu schwarz, du bist zu krumm als dass dir einer traut.
Du bist ein wilder Vogel und lässt dich nicht dressieren
Dein Selbstmord liegt im Niemandsland, bei Menschen nicht noch Tieren.

Hans Huckebein, Hans Huckebein, die Flügel sind gestutzt
Dein Schreien und dein Krächzen das hat dir nichts genutzt.
Du sitzt in einem Käfig, kein Schlupfloch bleibt dir offen
Und außer’m vollen Futternapf gibt’s für dich nix zu hoffen.

Huckebein

27.4.1985